Sonntag, 2. Dezember 2007

5. Aufgabe

Auseinandersetzung mit www.pastperfect.at

Der Untertitel dieses hypertaxtbasierten Lernobjekts lautet „Die Geschichte Europas zwischen 1492 und 1558“. Epochen- und raumorientierte Schwerpunkte werden damit bereits auf der Startseite klar abgesteckt. Das Projekt (Leitung: Wolfgang Schmale) ist aus einer Zusammenarbeit des Wiener Instituts für Geschichte und dem Institut für visuelle Mediengestaltung der Universität für Angewandte Kunst Wien entstanden. Daß diese Kooperation offenbar eine fruchtbare war bzw. ist, eröffnet sich dem Betrachter unter anderem dadurch, daß die graphische Gestaltung im Vergleich zu vielen anderen historischen Online-Lernobjekten und Plattformen technisch und optisch sehr aufwendig ist. Die Institutionen und deren Mitarbeiter bürgen für die inhaltliche Qualität der einzelnen Beiträge.
Das zentralen Navigationsinstrumente ist eine vertikale Leiste, über die die vier Ebenen „Ereignisse“, „Kontexte“, „Rezeption“ und „Reflexionen“ erreicht werden können. Des weiteren kann der Verlauf der bisher angezeigten Beiträge dargestellt werden und eine Volltextsuche vorgenommen werden. Es eröffnen sich durch diese Auswahlmöglichkeiten mehrere Zugänge zu den Inhalten der Seite. Es ist aber weder möglich noch sinnvoll, diese in Zahlen anzugeben; es ist sicher nicht verkehrt zu sagen, daß die Anzahl der möglichen Zugänge unbegrenzt ist, da anders als bei den meisten bisher beurteilten Lehr- und Lernobjekten überhaupt keine Reihenfolge der Texte vorgegeben ist, sondern der Leser gleichsam zu Beginn ins kalte Wasser gestoßen wird und sich selbst einen Weg bahnen soll, der seinen persönlichen Interessen nahekommt. Ein grober Überblick über das Angebot läßt sich vermitteln, wenn man der Gliederung in der Leiste folgte. Der Zugang „Ereignisse“ funktioniert recht ungewohnt: Zu sehen sind eine Landkarte von Europa (und ein ankerndes Schiff, das für die „Entdeckung“ der Neuen Welt steht), ein „Zeitrad“ und sogenannte „Tags“ (etwa Entdeckungen, Wirtschaft, Frau etc.). Man kann nun im Zeitrad ein Jahr zwischen 1492 und 1558 einstellen, woraufhin in der Landkarte Orte eingeblendet werden, nach deren Anklicken Beiträge erscheinen, die zwar zumeist kurz sind (etwa eine halbe Druckseite), sich aber durch ihre wenig ereignisgeschichtliche Orientierung (trotz des Rubrikennamens „Ereignisse“!) auszeichnen. Wie der Projektbeschreibung zu entnehmen ist, sollen „neben der Wirtschafts- und Sozialgeschichte die Alltags-, Kultur- und Geschlechtergeschichte“ gleichwertig mit eingeschlossen werden.
Nicht nur das Zeitrad verschafft Zugang zu den Texten. Meiner Meinung nach noch interessanter und ebenfalls anfangs gewöhnungsbedürftig ist die Funktion „Kontexte“. Hier ist nicht die Zeit das Kriterium, nach der Texte vorgeschlagen werden, sondern es werden Überblicksdarstellungen zu den Beiträgen angeboten, die unter „Ereignisse“ abgerufen werden können. Der Faktor Zeit spielt bei der Ebene „Rezeptionen“ hingegen wieder eine große Rolle. Hier soll eine dreidimensional dargestellte Zeitleiste, die bis in die Gegenwart reicht, dazu animieren, sich mit Hife kurzer Einführungstexte mit der Rezeption verschiedener gesellschaftlicher Phänomene oder Personen auseinanderzusetzen und dadurch z. B. in Erinnerung rufen, daß heutige „historische Fakten“ vor 30, 100 oder 500 Jahren womöglich diametral dargestellt wurden. In der selbstreferentiellen Rubrik „Reflexionen“ schließlich setzen sich die Autoren und Autorinnen in mehreren Essays nicht nur mit dem Verhältnis elektronischen Medien und Geschichte bzw. Unterricht auseinander, sondern geben auch einige ihrer Erfahrungen bei der Arbeit an pastperfect Preis.
Hat man sich einmal in die originelle Benutzeroberfläche eingearbeitet, kommt man so schnell nicht wieder von pastperfect los. Ich halte es für ein überaus gelungenes Beispiel für ein „echtes“ Netzwerk an Hypertexten. Im Vergleich zu den bisher besprochenen Plattformen kommt klar zum Ausdruck, daß das Angebot nicht aus einer simplen Übertragung von (gedruckten) Texten in die elektronische Version besteht, sondern bereits vor dem Erstellen des Angebots und dem Verfassen der Texte Rücksicht auf die Anforderungen, die elektronische Publikation stellt, genommen wurde.
Schmale - 3. Dez, 18:38

Schmale

Diesmal kein echter Kommentar, sondern nur der Hinweis auf die Sitzung am Mittwoch 5.12., wo wir noch einmal über diese Seite sprechen werden!

Romberg - 3. Dez, 23:03

...

Kompetent gelöst. Pastperfect fasziniert den Besucher, indem es ihn zu einer persönlichen Entdeckungsreise einlädt. Man vergisst die Zeit beim Durchklicken und kommt von einem zum anderen. Über den didaktischen Sinn hinter solch einem Aufbau reden wir dann am Mittwoch.

Klicken Sie doch mal bei Ihrer Kollegin Caroline Ewen vorbei. Sie hat sich sehr viel Mühe beim Gestalten Ihres Katalogbeitrags gemacht.

M4 WS 2007

Ulrich Gatterbauer

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