Sonntag, 21. Oktober 2007

1. Aufgabe

Schmale, Wolfgang u. a., E-Learning Geschichte (Wien/Köln/Weimar 2007).

Kapitel 1 behandelt Änderungen im universitären Umfeld, die nicht unbedingt mit E-Learning (EL) im Zusammenhang stehen, aber dennoch auch in der Geschichtswissenschaft bedeutende Auswirkungen nach sich ziehen (v. a. Bologna-System). Eine unmittelbarere Verbindung zum Thema hat die Nutzung elektronischer Medien, die nicht allein eine Ausbreitung der bisherigen traditionellen Arbeitsweisen umfaßt, sondern vor allem durch eine weitreichende „Systemtransformation“ neue Möglichkeiten verspricht, etwa eine Brückenkopffunktion zwischen Wissenschaft und Alltag.
Das zweite Kapitel verweist nicht nur auf verschiedene mögliche Definitionen des EL, sondern vermittelt vor allem das Rüstzeug, um verschiedene Angebote theoretisch einordnen zu können. Es wird dabei eine allgemeine Unterscheidung in primäre, sekundäre und tertiäre Lernobjekte getroffen (48-52), die sich durch zahlreiche Leitfragen (41), etwa hinsichtlich der Beteiligung der jeweiligen Akteure am „Lernszenario“, noch genauer einteilen ließen.
Im dritten Kapitel werden verschiedene Arten der institutionellen Einbettung von EL-Strukturen vorgestellt und mögliche sich ergebende Schwierigkeiten (geringe Akzeptanz, ökonomische Zwänge, „falscher“ Einsatz, übertriebene Erwartungshaltung) aufgezeigt. Die folgenden Abschnitte widmen sich jeweils LMS (Lernmanagementsystemen), CMS (Content Management-Systemen) sowie der alternativen Strategie der IGL (Internetgestützte Lehre). Eines der zentralen Unterscheidungsmerkmale ist dabei stets das Ausmaß, in dem die Grenze zwischen Autor und Leser verwischt oder sogar gänzlich aufgehoben wird.
Das vierte Kapitel unterzieht, der Einteilung von Lernobjekten folgend, mehrere Internetpräsenzen einer gründlichen Analyse. Als prominentes Beispiel für ein primäres Lernobjekt dient dabei die Plattform Geschichte Online, als sekundäres (bzw. hybrides) Lernobjekt wird Deuframat vorgestellt. Im Gegensatz zu primären und sekundären müssen tertiäre Lernobjekte mangels eines didaktischen Rahmens vom Lehrenden selbst damit versehen werden. Hiermit geht zwar ein höherer Aufwand einher, dafür ist aber ein zielgerichteteres Lernen möglich, da nicht notwendigerweise einer vorgegebenen Struktur gefolgt werden muß und das Lernziel frei gestaltet werden kann.
Das letzte Kapitel behandelt mit dem Hypertext eine EL-Struktur, in der die Grenzen zwischen Leser und Autor vage sind und die trotz der unstrittigen Vorteile noch wenig verbreitet ist. Gründe dafür sind geringeres wissenschaftliches Prestige, mangelndes Wissen um den Einsatz der Tools und schließlich mangelnde Kohärenz. Zu ergänzen wäre, daß Hypertext grundsätzlich nicht gut zum Offline-Konsum geeignet ist; er erfordert i.d.R. entweder eine ständige Netzanbindung (und zwingt zum Lesen am Monitor) oder eine sorgfältige Vorauswahl der Pfade oder eine Auswahl der Beiträge mittels Suchfunktion, wodurch zwangsläufig die Hypertextfunktionalität verloren geht.

Meine Erwartungen an das Buch waren eher gering, womöglich deshalb, weil meine bisherigen Erfahrungen mit EL durchwegs indifferenter Natur waren und ich diese Einschätzung vermutlich unbewußt auf die zu erwartende Lektüre übertragen habe. Dank ihr stellte ich nun fest, daß EL weit über das hinausgeht, was bisher in Kursen etc. unter diesem Titel angepriesen wurde, und daß gemäß der weitreichenden Definitionen nahezu jede Webseite Gegenstand des EL werden kann. Als ausgesprochenes Positivum des Buchs bemerke ich, daß ich für dessen Konsum etwa viermal soviel Zeit aufgewendet habe wie erwartet; der Grund besteht in den unzähligen mir bis dato nicht bekannten und häufig sofort besuchten WWW-Links, welche vielfach ganz im Sinne von Hypertexten „vom Hundertsten ins Tausendste“ führen und (auch ohne spezifisches Lerninteresse) den Leser viele Stunden in Anspruch nehmen.
Schmale - 23. Okt, 09:01

Schmale

Ohne Marion Romberg, Ihrer Kommentatorin, vorgreifen zu wollen: Ihren Zusammenfassungen und vor allem auch dem selbstreflexiven Schlusskommentar ist anzumerken, dass Sie sich mit der Materie bereits gut auskennen und kritisch auseinandergesetzt haben. Ich freue mich schon auf Ihre nächsten Blogeinträge!

Romberg - 23. Okt, 16:05

tip top...

Ein wirklich gelungener Beitrag. Genau dass hatten wir uns gewünscht, dass der Leser während der Lektüre sofort ins Netz stürzt und all die vielen Links, die wir behandelt haben, ausprobiert und so seine eigene Entdeckungsreise startet. Uns lag darüber hinaus besonders am Herzen, die Vielfalt von E-Learning und vor allem den kreativen Nutzen und Einsatz des Webs in Lehr- und Lernprozesse aufzuzeigen. E-Learning ist halt nicht nur Blackboard Vista (ehemals WebCT Vista).

Hervorragend auch, dass Sie das Verlinkungspotential Ihres Weblogs sofort gesehen und genutzt haben. Ich sag nur "weiter so"!

P.S.: Was ist das denn für eine Bild oben im Banner Ihres Weblogs?

ug - 23. Okt, 17:29

Albrecht Dürer

Ich freue mich über Ihre positive Kritik. Das Bild ist ein (unglücklich gewählter) Ausschnitt aus: Albrecht Dürer: Der Trockensteg am Hallentor in Nürnberg, um 1500, Feder koloriert auf Papier, 160x323 mm, Wien, Graphische Sammlung Albertina. Hier können Sie das vollständige Bild bewundern.
Romberg - 24. Okt, 17:23

Ja, ja...

Ich bin aus Nürnberg. Irgendwie kam es mir schon bekannt vor. Aber ich war mir nicht sicher. Sie müssen aber vorsichtig sein hinsichtlich den Rechten zu diesen Bild. Denn Museen sind da eher schwierig, wenn es um die Verwendung Ihrer Bilder in der Öffentlichkeit geht. Das Web ist, sofern es nicht in irgendeiner Weise geschützt ist, für jedermann frei zugänglich. Des Weiteren stellen die Bildrechte für die Museen eine nicht unbedeutende Einnahmequelle dar. Um auf der sicheren Seite zu sein, müssten Sie eigentlich bei der Albertina anfragen.
ug - 24. Okt, 22:43

Bildrechte?

Meines Wissens sind originalgetreue Wiedergaben von zweidimensionalen Kunstwerken, deren Urheber länger als 70 Jahre tot sind, gemeinfrei.

Unklar scheint (nicht nur mir), ob die kommerzielle Nutzung von Reproduktionen von bereits gemeinfreien Bildern zulässig ist. Die von Museen reklamierten „Bildrechte“ sind offenbar fadenscheinig, besonders bei staatlichen Einrichtungen. Es gibt (ausländische) Urteile, wonach gemeinfreie Bilder und deren Reproduktionen nicht copyrightfähig wären und somit uneingeschränkt verwendet werden dürfen.

Falls es zu den aufgeworfenen Fragen eine eindeutige Rechtssprechung gibt, lasse ich mich gerne belehren!
Romberg - 25. Okt, 08:00

Graubereich Web

Bei der rechtlichen Situation kenne ich mich jetzt auch nicht ganz so genau aus. Denn das Web ist noch ein sehr grauer Bereich. Jedoch im vergangenen halben Jahr habe ich im Kunsthistorischen Museum die Ausstellung "Der Späte Tizian" mitorganisiert und v.a. den Ausstellungskatalog redaktionell mitbetreut. Einer der wichtigsten Aspekte war die Copyrights für die Abbildungen zu erhalten. Kurz vor Druckbeginn mussten wir noch Beziehungen spielen lassen, um auch alle Rechte zu erhalten. Besonders amerikanischen Museen sind diesbezüglich sehr streng. Beim Webprojekt "Europaikonographie in Wien" im SS 04 habe wir - mein Kollege Martin Gasteiner und ich - uns vom KHM die Bildrechte zu Rubens "Vier Weltteile", vom Liechtensteinmuseum sowie ÖAW zu den Fresken geholt. Es kostete uns nichts, da es für eine studentisches Universitätsprojekt war. Ich glaube auch nicht, dass die Albertina damit ein Problem haben wird, aber mir ist keine definitive, rechtliche Aussage bekannt.

M4 WS 2007

Ulrich Gatterbauer

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